Aufgrund der Initiative einer Arbeitsgruppe, in der auch die GVB vertreten ist, entstehen neue Ideen für den Umgang mit Brandschutz im Rahmen der BIM-Methode. So wurde einerseits beim SIA ein Antrag gestellt zur Erarbeitung einer Wegleitung der Reihe D-027x und andererseits auf der Online-Plattform von buildingSMART International ein Use Case geschalten.
Die Digitalisierung schreitet unaufhaltbar voran, in allen Bereichen. In der Baubranche führt kein Weg an der Arbeit mit digitalen Bauwerksmodellen – kurz BIM-Methode – vorbei. Die durch Software und neue Prozesse unterstützte, vernetzte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauvorhaben gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Grosse Chance für den Brandschutz
Gemäss einer breit abgestützten Befragung (*) besteht unter Brandschutzfachleuten ein grosses Interesse an BIM, die Kenntnisse darüber sind jedoch noch bescheiden. Deshalb gründete eine kleine Interessensgemeinschaft, bestehend aus Architekten, Brandschutzexperten und BIM-Spezialisten (IG BIM&Brandschutz), 2018 eine Arbeitsgruppe, um die Anwendung von BIM im Brandschutz voranzutreiben und Wege für eine sinnvolle und einheitliche Nutzung dieser neuen Technologie aufzuzeigen.
BIM im Brandschutz soll die Prüfung, ob die Brandschutzanforderungen bei einem Bauvorhaben eingehalten werden, erheblich erleichtern. «Bei kleineren und wenig komplexen Bauprojekten soll so der Brandschutz grösstenteils quasi per Knopfdruck am digitalen Bauwerksmodell geprüft werden können», erklärt Stefan Arnaldi, Brandschutzexperte bei der Gebäudeversicherung Bern und Mitglied der Arbeitsgruppe. «Fleissarbeiten», wie das Ausmessen von Fluchtwegen, fielen damit weg und so bliebe den Experten mehr Kapazität für die Beurteilung der Planung und für die Prüfung komplexer Spezialkonzepte. «Unsere Arbeit wird durch BIM einfacher, aber sicher nicht überflüssig», kann Arnaldi auch einzelne verunsicherte Stimmen unter den Brandschutzfachleuten beruhigen.
Eine einheitliche Lösung
Jeder Kanton hat eigene Brandschutzbehörden, der Vollzug ist teilweise unterschiedlich. Dem muss Rechnung getragen werden, betont Arnaldi: «Wir waren uns einig, dass BIM im Brandschutz nur Sinn macht, wenn wir eine schweizweit anerkannte Lösung finden.»
Dank einheitlicher Standards, bzw. einheitlichem Informationsbedarf, wissen die Planerinnen und Planer in jeder Projektphase, welche Attribute im digitalen Bauwerksmodell für die Bearbeitung nötig sind. Zu diesen Informationen zählen beispielsweise die Feuerwiderstände oder die Materialisierung der einzelnen Bauteile. Aber auch Angaben darüber, ob eine Türe als Notausgang oder ein Korridor als Fluchtweg dient, sind von grosser Bedeutung. Mit diesen Informationen lässt sich unter anderem automatisiert prüfen, ob die Anzahl und Länge der Fluchtwege den Vorschriften entsprechen und ob jeder Fluchtweg ins Freie oder in ein Treppenhaus führt.
Merkblatt und Use Case in Arbeit
Mit ihrer Idee stiess die Arbeitsgruppe bei der Kommission 2051 des SIA auf offene Ohren: So wurde ein Antrag eingereicht zur Erarbeitung einer SIA-Wegleitung D 027x – «Anwendung der BIM-Methode bei der Zusammenarbeit mit Spezialisten – am Beispiel Brandschutz». Diese soll als Hilfestellung im Umgang mit der BIM-Methode für Architektinnen, Ingenieuren und weiteren Bauexperten schweizweit dienen. Ein Mitglied der fünfköpfigen Arbeitsgruppe nimmt zudem jeweils an Tagungen der SIA Kommission 2051 teil, das sich mit Fragen der BIM-Methode beschäftigt. Parallel zur Erarbeitung des SIA-Merkblatts sind die Fachleute daran, in Zusammenarbeit mit buildingSMART, dem internationalen Dachverband für BIM, einen Use Case zu verfassen. Dieser zeigt Best-Practice-Beispiele auf und erleichtert so ebenfalls den sinnvollen Einsatz von BIM in der Brandschutzplanung.
In der Arbeitsgruppe «BIM und Brandschutz» engagieren sich: Stefan Arnaldi, Brandschutzexperte bei der Gebäudeversicherung Bern (GVB), Marc Pancera, Verantwortlicher BIM | F&E bei Itten+Brechbühl AG, Evelyne Jost, BIM-Manager bei Itten+Brechbühl AG, Anne Nyffeler, Verantwortliche VDC/BIM bei PIRMIN JUNG Schweiz AG und Urs Käser, Brandschutzexperte/-berater bei Hautle Anderegg + Partner. |
* Quelle: Diplomarbeit Studiengang Betriebswirtschaft NDS, HSO Wirtschaftsschule Schweiz, Urs Käser, Hautle Anderegg + Partner AG, Februar 2018