Müssen Elektroverteilungen und Leitungen in Treppenhäusern (vertikaler Fluchtweg) immer der Feuerwiderstandsklasse EI30 entsprechen oder hängt dies z. B. von der Anzahl Wohnungen ab? Gibt es einen Unterschied zwischen Umbau und Neubau und was gilt bei Leitungen (z. B. von PV-Anlagen) im Treppenhaus?

Gemäss Brandschutzrichtlinie 14-15 «Verwendung von Baustoffen», Absatz 5.2.2 gelten für Schaltgerätekombinationen in vertikalen Fluchtwegen folgende Installationsbedingungen:

• Bei einer Frontgrösse des Gehäuses ≤ 1.5 m2 sind Schaltgerätekombinationen in einem Gehäuse der Schutzart IP 4X aus Baustoffen der RF1 und in einem Schutzkasten mit 30 Minuten Feuerwiderstand zu installieren. Dichtungen bei Kabelverschraubungen dürfen aus Materialien der RF3 (cr) bestehen.
• Bei einer Frontgrösse > 1.5 m2 sind Schaltgerätekombinationen mit einem VKF-anerkannten Brandschutzabschluss mit Feuerwiderstand EI 30−RF1 abzutrennen.
• Schaltgerätekombinationen in geprüften Gehäusen der Schutzart IP 5X (oder höher) mit 30 Minuten Feuerwiderstand (inkl. Kabeleinführungen) aus Baustoffen der RF1 dürfen, unabhängig ihrer Frontgrösse, ohne zusätzlichen Brandschutzabschluss aufgestellt werden.

Diese Anforderungen gelten immer, unabhängig von der Anzahl Wohnungen oder Geschossen. Das Treppenhaus ist ein vertikaler Fluchtweg, wenn ein Mehrfamilienhaus mehrere Geschosse hat und nicht andere Fluchtwege direkt ebenerdig ins Freie führen. Die Zahl der vertikalen Fluchtwege (z. B. Treppenanlagen) und Ausgänge richtet sich nach der Geschossfläche, der Fluchtweglänge und der Personenbelegung.

Bei Umbauten oder Sanierungen gilt das Prinzip der Verhältnismässigkeit. Das heisst, die Brandschutzbehörde beurteilt, welche Massnahmen getroffen werden müssen. Die Gebäudeversicherung Bern hat dies für den Kanton präzisiert und im Beitrag «Schaltgerätekombinationen in Fluchtwegen» auf dem Forum Brandschutz festgehalten. Wie andere Kantone dies handhaben, können wir nicht beurteilen.

Zur Frage betreffend PV-Leitungen: DC-Hauptleitungen oder Array-/Stringleitungen sind im Treppenhaus (vertikaler Fluchtweg) eines Mehrfamilienhauses nur gestattet, wenn die Anordnung mit einer räumlichen Abtrennung durch ein Bauteil mit gleichem Feuerwiderstand wie die nutzungsbezogene Brandabschnittsbildung, mindestens aber mit 30 Minuten Feuerwiderstand aus Baustoffen RF1 (z.B. Installationsschacht, Kabelkanal), installiert wird.